Normalisierung
c versus t
In lateinischen Texten wird «c» bzw. «t» gemäss Vorlage transkribiert. Wenn es nicht möglich ist, zwischen «c» und «t» zu unterscheiden, wird in der Regel die klassische Form bevorzugt.
Beispiel: «cognitio» und nicht «cognicio»
cz versus sz versus tz
«cz», «sz», «tz» werden gemäss Vorlage wiedergegeben. Lassen sich «c» und «t» nicht eindeutig unterscheiden, dann wird «tz» verwendet.
dz versus dc versus wz
«dz», «dc», «wz» etc. werden gemäss Vorlage wiedergegeben.
Wenn der Text auf Latein ist, werden die Formen gemäss der modernen Schreibweise des entsprechenden Wortes oder der klassischen Schreibweise aufgelöst.
Beispiel: «vz» wird stillschweigend zu «videlicet» aufgelöst.
i-j-Ausgleich
«I» und «J» werden nicht anhand der Schaftlänge unterschieden.
Vokalisches «i» und konsonantisches «j» werden konsequent graphematisch
unterschieden.
Bei Fällen, in denen lediglich ein Dehnungs-h zwischen «j» und Vollvokal
geschoben wird, soll das «j» nicht durch ein «i» ersetzt werden.
Beispiele:
«ich» und nicht «jch»
aber: «jhe» und nicht «ihe»
«jhenige» und nicht «ihenige»
In lateinischen Texten werden «y» oder «j» als «i» wiedergegeben. Das gilt auch für römische Zahlen. Eine Ausnahme sind Eigennamen.
Beispiele:
«remedii» und nicht «remedij»
«xviii» und nicht «xviij»
Ausnahme: «Johannes» und nicht «Iohannes»
Ausnahme: Wenn ein französischer Text die Schreibweise «ieu» enthält, ist es aus Gründen des Verständnisses besser, «jeu» zu schreiben. Es gilt also, die Bedeutung zu berücksichtigen und Entscheidungen zu treffen, die den Text lesbarer machen.
Beispiel:
Es muss zwischen «majeur» (grösser) und «maieur» (Bürgermeister)
unterschieden werden.
n versus m
Der Gebrauch von «n» statt «m» in lateinischen Texten wird übernommen, wenn der Buchstabe ausgeschrieben ist.
Beispiel: «cunque»
s-Formen
Von den verschiedenen Schreibweisen des Buchstabens «s» («s», «ſ», «ß») wird nur «ß» als besondere Form unterschieden. «ſ» (Schaft-s, langes s) wird durch ein normales «s» wiedergegeben.
Dreifaches «s» («sss») wird mit «ss», die Kombinationen «sß» und «ßs» mit «ß» transkribiert.
Anlautendes «ß» wird als «s» wiedergegeben.
Ist am «ſ» noch ein angefügtes «s» erkennbar, wird von einer Ligatur ausgegangen und «ss» transkribiert. Sind hingegen keine Ansätze zu einem «s» erkennbar oder handelt es sich lediglich um einen Bindungsbogen zum nächsten Buchstaben, wird «ß» transkribiert. Da sich zahlreiche Übergangsformen finden, liegt die Entscheidung im Ermessen des Bearbeitenden. Insbesondere wenn sich beide Formen innerhalb desselben Textes finden, sind diese in der Transkription zu unterscheiden.
Beispiel «ß» mit Bindebogen:
Beispiel mit «ss» und «ß»:
In lateinischen Texten wird das Schluss-s als einfaches «s» transkribiert und nicht als «ß», da es sich lediglich um eine Ligatur handelt.
u-v-Ausgleich
Vokalisches «u» und konsonantisches «v» werden unabhängig von der Vorlage lautgetreu wiedergegeben.
Im Lateinischen sollte ein «u», das als Konsonant fungiert, mit «v» transkribiert werden, und die Schreibweise «u» beibehalten werden, wenn es als Vokal fungiert.
Diese Regel gilt im Prinzip auch für das Französische. Ausnahmen können jedoch gerechtfertigt sein. In einem Text aus dem 12. Jahrhundert, der in Altfranzösisch verfasst wurde, kann man beispielsweise die Schreibweise «il savroit» zulassen; in einem mittelfranzösischen Text aus dem 15. Jahrhundert hingegen sollte man «il sauroit» schreiben.
uu-w-Ausgleich
Die Schreibweise «uu» sollte im Lateinischen mit «w» wiedergegeben werden, wenn es sich um einen velaren labialen Halbkonsonanten handelt (insbesondere in Wörtern germanischen Ursprungs).
Beispiel:
«wadium» und nicht «uuadium»
Ansonsten kann die Wiedergabe je nach Fall variieren («uu», «uv», «vu»).
Beispiele:
«equus», «euvangelium», «vulgaris»
Im Französischen ist die Regel im Prinzip die gleiche: Man kann jedoch präzisieren, dass in allen Fällen «vu» geschrieben wird, wenn «u» ein Vokal ist oder das erste Element eines Diphthongs darstellt.
Beispiele:
«vulgaire», «vueil», «vuider», «nouvel»
In manchen Fällen muss der Bearbeitende eine Wahl treffen, die er konsequent durchhalten muss, insbesondere wenn er mit Vornamen konfrontiert ist:
Beispiele:
«Vuillelmus» versus «Willelmus»
«Vuibert» versus «Wibert»
Der sprachliche Kontext kann bei der Auswahl natürlich hilfreich sein, ist aber nicht immer einfach, vor allem in zweisprachigen Regionen wie Freiburg.
y
Zwei Punkte oder ein Strich über «y» werden weggelassen.
Wenn ein Wort in einem mittelalterlichen lateinischen Text auf etwas endet, das visuell wie ein «y» aussieht, muss es mit einem doppelten «i» am Ende transkribiert werden.
Beispiele:
«monasterii» und nicht «monastery»
«julii» und nicht «july»
Konsonantenverdoppelung
Konsonantenverdoppelungen werden buchstabengetreu wiedergegeben und Abkürzungsstriche (bzw. Nasalstriche) werden aufgelöst. Ein Strich über «m» oder «n» – nicht aber über «mm» oder «nn» – wird stillschweigend als «mm» oder «nn» aufgelöst.
Ausnahmen: Im folgenden Beispiel wird der Strich über dem «m» am besten ignoriert und einfach mit «umb» statt «ummb» transkribiert.
Abkürzungsstrich über «m» in Kombination mit «b» oder «p» wird ignoriert.
Beispiel: «nempt» statt «nemmpt»
Die Wiederholung von Anfangsbuchstaben wird beibehalten. Doch wird ein verdoppelter Anfangsbuchstabe vom vorherigen Wort getrennt, an das er möglicherweise angehängt wurde.
Beispiele:
«a sses parents» und nicht «asses parents»
«assavoir» und nicht «a ssavoir»
Handelt es sich hingegen um einen Ausdruck, der in die Umgangssprache eingegangen ist, wird die Agglutination beibehalten.
Wenn der Ausdruck z. B. «illiaz» (für «il y a») im Ausgangstext agglutiniert ist, sollte er gemäss Vorlage transkribiert werden (und nicht «ill i az»).