Zusammen- und Getrenntschreibung
Regeln für alle Sprachen
Ob ein Wort gemäss Vorlage zusammengeschrieben oder getrennt geschrieben wird, ist nicht immer einfach zu entscheiden. Ein einheitliches System für eine Handschrift, die ediert wird, ist zu befolgen.
Bindestriche (Auslassungsstriche) werden berücksichtigt und in der heute
gebräuchlichen Form dargestellt.
Bei Worttrennungen durch Zeilenwechsel in der Vorlage
(vgl. <lb/>
) entfällt in der Textwiedergabe der Trennstrich.
Bei Flur- und Ortsnamen sollte die Zusammen- und Getrenntschreibung immer der Vorlage folgen. Bindestriche dürfen nicht verwendet werden.
Beispiel:
«apud Novam Villam» und nicht «Novamvillam» oder «Novam-Villam»
Grundsätzlich folgen Zusammen- und Getrenntschreibung der Vorlage. In Zweifelsfällen kommt die heutige Schreibweise zur Anwendung.
Genaueres zu Abweichungen vom heutigen Sprachgebrauch s. unten.
Zusammengeschriebene Wörter werden entsprechend den aktuellen Rechtschreibregeln getrennt.
Beispiel:
«treshumble» wird «tres humble» transkribiert.
Getrennt geschriebene Wörter, die später zu einem einzigen Wort zusammenwachsen (hauptsächlich Adverbien und Konjunktionen wie z. B. «aussi tôt», «en fin», «long tems», «lors que», «par tout», «sur tout», «tous jours»), sollten nicht auseinander geschrieben werden. Es gilt der allgemeine Grundsatz, dass die Zusammenschreibung dem heutigen Sprachgebrauch folgt.
Beispiele: «Madame», «Messire», «Lieutenant», «Mainmorte», «Vichastelain»
Es ist sinnvoll, «par devant», «demi arpent», «ci annexé» ohne Bindestrich zu schreiben.
Zweifelsfälle: Man kann «toujours» schreiben, sollte aber «tous jours» oder «touz jours» vorziehen. Ebenso ist «des ore en avant» «dorenavant» oder «desorenavant» vorzuziehen. Dasselbe gilt für «minuit», das besser als «mie nuit» auseinandergeschrieben wird.
Lateinische Begriffe, die einzeln dekliniert werden können, werden getrennt geschrieben (z. B. Jahreszahlen, die in Papsturkunden in der Regel zusammen geschrieben sind).
Beispiele: «mortuam manum» aber: «mortuamanum»
Wendungen mit Genitiv-Attribut werden in Einzelfällen als Kompositum zusammengeschrieben.
Beispiel: «christifideles»
Wenn die Deklination des ersten Bestandteil eines Kompositums weggefallen ist, ist dies ein Zeichen für die Verschmelzung der beiden Elemente. Ein solches Wort muss dann zusammengeschrieben werden.
Beispiel: «curia locumtenentis»
Wenn bei einem Orts- oder Flurnamen die Beugung weggefallen ist, was zeigt, dass die beiden ursprünglichen Begriffe zu einem einzigen geworden sind, sollte man den Namen auch zusammenschreiben.
Beispiel: «apud Novavillam»
Bei Drucken erfolgt die Zusammen- und Getrenntschreibung originalgetreu der Vorlage.
Sonderregeln für deutsche Texte bei stark abweichendem Sprachgebrauch
Bei getrennt geschriebenen Komposita mag man dem Handschriftenbefund folgen, wenn wirklich klar und eindeutig getrennt geschrieben wird:
Beispiele:
«recht satz»
«den gerichtz hern»
«in monatz frist»
«Schwaben krieg»
«trinck geschier»
Bei «gerichts herren» ist allerdings der in diesen Fällen überall geltende Vorbehalt anzubringen, dass der handschriftliche Befund nur unter Inkaufnahme ziemlicher Willkür in den Entscheid für oder gegen den Wortabstand umgesetzt werden kann. Es wäre zu prüfen, ob es nicht einfacher und richtiger wäre, generell nach heutigen Gebrauch «gerichtsherren» zu setzen.
Auch bei losen Wortverbindungen, die für heutige echte Komposita stehen, kann man der Zusammenschreibung in der Handschrift folgen: «gehortind den hohengerichten» (für: den Hochgerichten).
Ebenso mag man bei stehenden Wendungen wie «von alterhar» oder «vor handen sein» (für vorhanden sein) bei der von der heutigen Rechtschreibung abweichenden Schreibweise bleiben, sofern solche Schreibweisen nicht in den Handschriften selbst die Ausnahmen bilden.
Zusammenziehung einer Präposition mit dem nachfolgenden Artikel, Adjektiv oder Substantiv ist nach heutiger Schreibweise aufzuheben, da die Beurteilung der Frage, ob Zusammen- oder Getrenntschreibung vorliegt, eine Ermessensfrage ist und sich beim Lesen oft ein unbeabsichtigter neuer Sinn ergibt.
Beispiele:
«nach burschaft» > «nachburschaft» (Gefahr falscher Sinnbildung)
«on all uß zug» > «on all ußzug»
«vonainem landvogt» > «von ainem landvogt»
«zů satz» > «zůsatz»
«zeHagenwil» > «ze Hagenwil»
«zeRomißhorn» > «ze Romißhorn» (um die Binnenmajuskel zu vermeiden!)
«darumb er inzůversicht stünd» > «darumb er in zůversicht stünd»
«insiner pfar» > «in siner pfar»
«mit bürger» > «mitbürger»
«inirstat und landschafft» > «in ir stat und landschafft»
«möchte ein landvogt dar uff nach frag haben» >
«möchte ein landvogt dar uff nachfrag haben»
«inansechung» > «in ansechung»
Bei Präpositionen mit nachfolgendem Verb kann man hingegen die vom heutigen Usus abweichende Schreibweise belassen.
Beispiele:
«under stehen»
«welliche sollichs under stond zu weren»
Bei Verben mit «zu» («ze», «zuo») ist die Zusammenschreibung mit dem Verb zu belassen.
Willkürliche Zusammenziehungen in einer Handschrift (z. B. des Attributs mit dem Bestimmungswort, des Artikels oder Pronomens mit dem nachfolgenden Adjektiv usw.) sind aufzulösen.
Beispiele:
«in dhain ußlêndig noch annderkrieg oder raisse zelouffen» >
«in dhain ußlêndig noch annder krieg oder raisse zelouffen»
«von stundan» > «von stund an» (Verwechslung mit dem Plural von stund!)
«als biderblüt» > «als biderb lüt»
«yedemteil» > «yedem teil»
«mit sinengnaden» > «mit sinen gnaden»
«was ir grundwere» > «was ir grund were»
(man denkt sonst unwillkürlich an „Grundwehr“!)
«daran sy danminen herren sunders gefallen bewysen» >
«daran sy dan minen herren sunders gefallen bewysen»
«uff inlegung bey der teylen verhörrten kontschafften» >
«uff inlegung beyder teylen verhörrten kontschafften»
«ain tag baiderpartyen» > «ain tag baider partyen»
«infengklich» > «in fengklich» («in» = «ihn»!)
Präfixe oder Suffixe («un-», «ver-», «-heit» etc.) werden nicht vom Wort getrennt, auch wenn sie durch Spatien abgesondert werden. Dasselbe gilt für das Trennen reiner Wortsilben durch Spatien.
Beispiele:
«inn fel» > «innfel» (für «unfel»)
«mit weer ver sêhen» > «mit weer versêhen»
«ober keyt» > «oberkeyt» (Obrigkeit)
«by derw» > «byderw» (für «biderb»)
«ver ordnet» > «verordnet»
«dem sino do» > «dem sinodo» (=dem Synod)
«wy derumb» > «wyderumb»
«ver stüren» > «verstüren»
«uff ruor» > «uffruor»
Der Bindestrich (Auslassungsstrich) muss konsequent eingesetzt werden. Er kann auch generell weggelassen werden, da die Erfassung des Satzsinns nie von diesen modernen Zusätzen abhängt.
Beispiel:
«in wyn oder wirtzhüsern»
Orts- und Flurnamen werden konsequent gemäss Vorlage transkribiert. Es wird nicht normalisierend eingegriffen, auch wenn unterschiedliche Schreibvarianten vorkommen.
Es werden keine Bindestriche eingefügt, wenn keine in der Vorlage sind.
Es werden Bindestriche eingefügt, wenn sie auch in der Vorlage sind.
Beispiele:
<lb/>vonwegen eines wägs, der von <placeName>Ober</placeName> und
<placeName>Nider Leim
<lb break="no"/>bach</placeName>
<lb/><placeName>Ober-</placeName> und
<placeName>Nider-Leimbach</placeName> mit karren und
<placeName>Ober-</placeName> und
<placeName>Nider Leimbach</placeName></orgName>