Gross- und Kleinschreibung
Versalien
Versalien werden nur buchstabengetreu übernommen.
Beispiel:
«WJR» wird transkribiert als «wir».
Kleinschreibung
Bei handschriftlichen Texten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gilt grundsätzlich Kleinschreibung.
Grossgeschrieben werden nur Satzanfänge und Eigennamen (Personen-, Familien-, Organisations-, Orts- und Flurnamen). Zu beachten sind die folgenden Besonderheiten.
Bei handschriftlichen Texten des 19. Jahrhunderts sollte man im Deutschen zu Gross- und Kleinschreibung entsprechend der Vorlage und im Französischen gemäss heutiger Orthographie übergehen.
Bei Drucken erfolgt die Klein- und Grossschreibung originalgetreu gemäss Vorlage.
Gattungsnamen
Gattungsnamen werden kleingeschrieben. Der Bearbeitende entscheidet, ob es sich um einen Eigennamen oder um ein Appellativ handelt. In Zweifelsfällen wird die Kleinschreibung vorgezogen.
Beispiele:
«oben am bühel»
«eidgenossen» (wenn es sich wirklich um die schweizerischen Eidgenossen
handelt, wird «Eidgenossen» grossgeschrieben)
«walser»
Wenn ein Substantiv oder eine Gruppe von Substantiven eine Institution bezeichnet, wird es im Französischen grossgeschrieben.
Beispiele:
«Le Conseil de Ville»
«le Greffier de la Ville»
«Ecclesia» aber: «ecclesia Sancti Nicolaii»
«la Curia regis»
«la Cour du roi»
«la Chambre apostolique des comptes»
Respektsbezeichnungen und Anreden
Respektsbezeichnungen, Titel und Anreden werden in allen Sprachen kleingeschrieben.
«üwer gnaden»
«messeigneurs»
«le roy»
«monsieur l'ambassadeur»
«monsieur le prevost des marchans de la ville de Paris»
«honorable et provide homme Pierre Nonans»
«le cardinal Richelieu»
«le duc de Savoie»
«l'abbé prieur de la communauté des Carmes»
«vostre excellence»
«rex Francorum»
«rex Francie»
«pontifex Romanus»
«excellentia sua, Karolus imperator»
Nomina Sacra
Heilige Namen (nomina sacra) werden grossgeschrieben.
Im Altfranzösischen und Lateinischen wird im Gegensatz zum Deutschen der Name Gottes grossgeschrieben, auch wenn es sich um einen Begriff handelt, der ihn absolut definiert.
«gott»
«Seigneur», «le Seigneur»
«au nom de nostre Seigneur Jesu Crist»
«la saincte Vierge»
«Redemptor»
«Filius»
«Dominus»
«Deus»
«Jesus Christus»
«in nomine Domini et Filii et Spiritus Sancti»
«in nomine Creatoris»
«in nomine sancte et individue Trinitatis»
«beata Maria virginis»
«beata Virgo»
Namen von Heiligen, Festbezeichnungen
Im Deutschen werden bei Daten und Terminen Wochentage und Monatsbezeichnungen sowie Beifügungen zu Heiligennamen und Festbezeichnungen immer kleingeschrieben, Heiligennamen hingegen üblicherweise grossgeschrieben.
Beispiele:
«sonntag»
«unser frowen tag ze dem ärnde»
«erzengel Michael»
«st. Johann baptiste»
«ostern»
«liechtmess»
«uff donrstag nach sant Jacobs des meren zwölffbotten tag»
«uff donstag vor unser lieben frowen»
Auch im Französischen werden Wochentage und Monate bei Daten und Fristen immer kleingeschrieben. Religiöse Feste hingegen werden sowohl im Lateinischen als auch im Altfranzösischen grossgeschrieben.
Bespiele:
«idus aprilis»
«la feste de la Sant Johan»
«a festo Nativitatis»
«festum Sancti Michaelis»
«Adventus»
«Carnisprivium»
«Quadragesima»
«Quatuor tempora»
«Rogationes»
Bei den Festen von Heiligen ist es nicht angebracht, einen Bindestrich zu setzen, wie es im modernen Französisch der Fall wäre (la Saint-Jean). Das Epitheton «saint» wird nicht grossgeschrieben, wenn man von der Person des Heiligen selbst spricht, aber es wird grossgeschrieben, wenn man von seinem Fest spricht.
Beispiele:
«sainct Jehan, prie por nous»
«a la Sainct Jehan»
Zusammengesetzte Ausdrücke
In zusammengesetzten Ausdrücken wird nur das erste Wort grossgeschrieben.
Beispiele:
«a Mey quaresma, die qua cantabitur Letare, le jeudi après Jubilate»
«Rami palmarum»
«Omnes sancti»
Adjektive
Im Lateinischen werden Adjektive, die auf Orts- oder Volksnamen gebildet werden, grossgeschrieben, wenn sie sich auf eine Institution, eine Funktion, eine natürliche oder juristische Person usw. beziehen.
Beispiele:
«episcopus Constantiensis»
«episcopus Lausannensis»
«maior Lustriaci»
«diocesis Sedunensis»
«comes Flandrensis»
«ecclesia Gebennensis»
Im Gegensatz dazu werden Adjektive kleingeschrieben, wenn sie sich auf ein Objekt (z. B. eine Währung oder ein Mass) beziehen.
Beispiele:
«quinque solidos lausannenses»
«quinque solidos lausannensium» (im Gen. Pl., wenn der Ausdruck
«bonorum lausannensium» impliziert ist)
«ad mensuram lausannensem»
«consuetudines lausannenses»
«lingua gallica»
Mehrteilige Eigennamen
Bei zusammengesetzten Eigennamen (vor allem Ortsnamen), die aus zwei oder mehr Teilen bestehen, wird jeder Bestandteil grossgeschrieben.
Beispiele:
«zum Grossen Münster»
«an der Underen Straass»
«ein acker ze dem Bösen Möslin»
«St. Pelayenstift»
«Farvanye lo Pictet (Farvagny-le-Petit)»
«Dompnus Martinus (Dommartin)»
«Lo Landiron (Le Landeron)»
Ausnahmen:
«il a traversé le pont Neuf»
«il habite la rue des Bouchers»
«il a acheté un verger dans le quartier des Jardins suspendus»
Flurnamen
Die Entscheidung, was ein Flurname ist und wo ein reines Appellativum vorliegt, ist nicht immer einfach.
Viele Orts- und Flurnamen sind mithilfe einer alten Karte im Massstab 1:25'000 oder mit Flurnamenbüchern (ortsnamen.ch) heute noch zu identifizieren, sodass man dort mit der Grossschreibung sicher richtig liegt.
Beispiele:
Flurname «Egg» versus Appellativum «egg».
Ein Feld, das «eis Pereretz» oder «im Sapeit» liegt.
Dagegen schreibt man «la domus dicta de bont».
Zusammengesetzte Familiennamen
Bei zusammengesetzten Familiennamen, die im Text in zwei oder mehreren Bestandteilen vorkommen, ist Kleinschreibung des Namensattributs empfehlenswert. Wird das Namensattribut eines Familiennamens in der heutigen Schreibweise grossgeschrieben, ist dies auch so in der Edition zu handhaben.
Beispiele:
«Hartman von Werdenberg»
«Peter a Pro»
Ausnahmen:
«Hans Zum Brunnen» (Zumbrunnen)
«Beat Zur Louben» (Zurlauben)