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Interpunktion

Regeln für Drucktexte

Bei Drucken wird die Interpunktion originalgetreu gemäss Vorlage transkribiert.

Die Virgel (/) wird transkribiert, in der Regel mit Leerzeichen davor und danach.

Das Capitulumzeichen wird nicht transkribiert.

Regeln für deutsche Texte

Interpunktion zur Klarstellung

Die Interpunktion eines Textes hilft dem Leser, den Text zu verstehen.

In einem sprachlich klar abgefassten Stück kann es vorkommen, dass je nach Zeichensetzung verschiedene Lesarten möglich sind:

Beispiel:
«recht, sprüch und verträg» versus «recht sprüch und verträg»
also «Recht, Sprüche und Verträge» oder «Rechtssprüche und Verträge»?

Zur Klärung dieser Unsicherheiten muss an den fraglichen Stellen auf das Original zurückgegriffen werden. Weist das Original an der unsicheren Stelle eine Zäsur auf? Wenn ja, sollte ein Komma gesetzt werden. Vgl. dazu auch die Transkriptionsrichtlinien zum Punkt Zusammen- und Getrenntschreibung.

Kommata

Formal nachgestellte Appositionen werden nach heutiger Zeichensetzungsregel mit Kommata eingerahmt. Wird eine Apposition länger, ist ein Komma nicht nur sinnvoll, sondern geradezu unerlässlich.

Beispiel:
«haben meine herren, die eidgenossen, disen abscheid»

Bei Aufzählungen mit «zum ersten», «zum zweiten», «zum dritten» etc. wird nach der Ordnungszahl dann ein Komma gesetzt, wenn ein neuer Satz anfängt und dieses «zum ersten» etc. nicht in den Satz eingebaut ist. Dasselbe gilt für «item».

Beispiele:
«Zum ersten hat man sich verglichen»
«Lasst man es beim ersten bey ... bewenden»
«Item, so hat er»
«Item confirmamus»

Ein Komma wird zwischen mehreren Adjektiven mit aufzählendem, gleichrangigem Charakter gesetzt.

Beispiele:
«wir nachbenempten Ulrich Nix, des rats der statt Freyburg, und Conrad Graf, der statt Sollenthurn, als richtere und zusazen durch den edlen, strengen, fromen, erenvesten, fürsichtigen und weysen herren schulthais und rats der statt Bern»
«zwüschen den edlen, strengen, frommen, vesten, fürsichtigen, ersammen und wysen herren burgermaister und râth der statt Zürich ains»

Ein Komma wird gesetzt, wenn ein Datum folgt.

Beispiel:
«hab ich mein sigel trucken lassen, den 8. jenner 1740»

Das Komma bei «Actum» wird gesetzt, wenn ein Ausstellungsort angegeben wird. Folgt jedoch nur ein Datum, wird das Komma weggelassen.

Beispiele:
«Actum Konstanz, den ...»
«Actum den 4. september ...»

Zur Strukturierung der Schlussformeln vgl. Textstruktur.

Das Komma wird gesetzt bei folgenden mehrteiligen Konjunktionen:

«einerseits» ..., «andererseits»
«je» ..., «desto/umso»
«nicht nur» ..., «sondern (auch)»
«teil» ..., «teils»
«zum einen» ..., «zum anderen»
«zwar» ..., «aber»

Beispiel:

<lb/>Zuͦ wissen unnd kunt sige allermengklichem offembar mit disem brieff
von soͤlicher spenn und jerrung wegen zwúschent dem hochwirdigen fúrsten  
<lb/>und herren, herr Uͦlrichen, appten, ouch techant und convente des
wirdigen gotzhus Sant Gallen, das oͧne mittel dem hailgen stuͦl zuͦ Rome
zuͦgehoͤrt, sant Benedicten ordens, in  
<lb/>Costentzer bistum gelegen, ainer, und den ersamen, wysen amman,
rautt und gemainen lantlúten des lands zuͦ Appenzell der andern sitt,
ufferstanden, harlangende von den hochen und nidern  
<lb/>gerichten in den marchen und kraissen des Rintals,

Kein Komma wird gesetzt bei folgenden mehrteiligen Konjunktionen:

«entweder» ... «oder»
«sowohl» ... «als auch»
«weder» ... «noch»

Komma vor «und» wird gesetzt, falls zuvor ein eingeschobener Nebensatz steht oder nach dem Komma ein Hauptsatz folgt, von dem seinerseits Nebensätze abhängig sind.

Doppelpunkt

Grundsätzliche Bemerkung zum Doppelpunkt in den Handschriften des 17. Jhs. von Hannes Steiner:

Dieses Zeichen «:» hat noch nicht die gleiche Bedeutung wie ab der zweiten Hälfte des 19. Jhs., wo es ausschliesslich dazu verwendet wird, den Zusammenhang zwischen einer Ankündigung und dem Angekündigten oder zwischen einer Einleitung und den darauf folgenden Ausführungen bzw. zwischen einem Titel und der folgenden Aufzählung herzustellen.

  1. Der Doppelpunkt kann in dieser Zeit erstens für einen Auslassungsstrich stehen.
  2. Er kann zweitens als starke Zäsur zwei Hauptsätze, ja Abschnitte voneinander trennen.
  3. Und drittens kann er zwischen mehrfach gegliederten Nebensätzen und dem (wiederum von untergeordneten Nebensätzen gefolgten) Hauptsatz stehen.

In allen drei genannten Fällen wäre die Wiedergabe durch einen Doppelpunkt ein Anachronismus.

Punkte

Am Schluss eines Briefes wird nach dem Absender entsprechend der heutigen Praxis kein Punkt gesetzt.

Beispiele:
«Schultheiss und Rat zu Bern»
«Weibel und Land Entlebuch»

Bei der Anschrift auf der Briefaussenseite, die gewöhnlich an den Anfang eines Briefes gesetzt wird, wird ebenfalls kein Punkt gesetzt.

Beispiele:

<pb n="1"/>  
  <p>  
    <lb/>Den fromen, vesten, fürsichtigen und wisen  
    <lb/>schulthes und rat der statt Lucërn,  
    <lb/>unsren insunders guͤnstigen, lieben herren und obren  
    <pb n="2"/>  
    <lb/>Unser willig ...  
  </p>
Den fromen, weisen, dem burgermeister ...
Als unser lieben, getrüwen schultheis und rat zu W. ...

Nach «Stadtschreiber scripsit» steht ein Schlusspunkt, da es sich um einen Satz handelt.

Der Schlusspunkt fällt dagegen weg, wenn nur «Stadtschreiber» geschrieben steht. Vgl. die Angaben zu Schlussformeln.